Chronischer Schlafmangel verändert unsere Gene

Zunehmend viele Menschen leiden unter chronischem Schlafmangel. Nach einer schlechten Nacht sind uns die Ursachen von Beschwerden wie Nacken- und andere Muskelschmerzen klar, bei chronischen Problemen mit der Nachtruhe glauben wir an andere böse Geister. Von Michael Maicher [mehr]
(Foto: Fotolia.com)Ein schlechter Schlaf raubt uns nicht nur die Nerven. Er wirkt sich auch auf unsere Gene aus.

Zunehmend viele Menschen leiden unter chronischem Schlafmangel. Nach einer schlechten Nacht sind uns die Ursachen von Beschwerden wie Nacken- und andere Muskelschmerzen klar, bei chronischen Problemen mit der Nachtruhe glauben wir an andere böse Geister. Doch schlechter Schlaf macht krank.

Und nicht nur das. Ein chronischer Schlafmangel kann die Aktivität hunderter menschlicher Gene verändern. Betroffen sein sollen vor allem solche Erbfaktoren, die für Entzündungen, Immunantworten und Stressreaktionen verantwortlich sind. Dazu reicht es bereits aus, eine Woche schlecht zu schlafen.

Schon länger steht die fehlende nächtliche Erholung im Verdacht, dick zu machen, Konzentrationsprobleme auszulösen und Herz-Kreislauf-Probleme zu begünstigen. Nun bestätigten Forscher im renommierten Fachjournal „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) ihre Vermutung: Schon eine Woche zu wenig Schlaf kann Hunderte von Genen beeinflussen.

Eine Woche Schlafmangel beeinflusst über 700 menschliche Gene

In der beschriebenen Studie ließen die Forscher ihre Probanden sieben Nächte lang maximal sechs Stunden schlafen. Sie stellten fest, dass der Schlafmangel insgesamt 711 Gene beeinflusste. Das macht rund 3 Prozent der etwa 23 000 Gene aus, die in der menschlichen Erbsubstanz stecken. Betroffen waren vor allem Gene, die für Entzündungen, Immunantworten und Stressreaktionen verantwortlich sind.

Für die Studie wurden 14 Männer und 12 Frauen jeweils zweimal in einem Schlaflabor untersucht. Einmal durften die Versuchsteilnehmer eine Woche lang nur sechs Stunden pro Nacht schlafen (im Schnitt 5,7 Stunden), das andere Mal durften sie sieben Nächte lang jeweils zehn Stunden schlafen. Hier waren sie nach durchschnittlich 8,5 Stunden ausgeschlafen.

Nach den beiden Wochen folgte ein Schlafentzug. So mussten sie jeweils rund 40 Stunden durchgehend wach bleiben. Während dieser Zeit haben die Forscher stündlich die Konzentration des Hormons Melatonin gemessen, das bei Eintritt der Dunkelheit ausgeschüttet wird und ein guter Marker für den Tag-Nacht-Rhythmus ist. Zudem entnahmen die Forscher den Probanden alle drei Stunden Blut. Daraufhin ließ sich prüfen, wann welche Gene aktiv waren.

444 Gene wurden herunterreguliert, 267 Gene in ihrer Aktivität hochgefahren

Insgesamt, so wird es in der Publikation beschrieben, wurden nach der Schlafbeschränkung 444 Gene herunterreguliert und 267 wurden hochreguliert. Der Schlafmangel beeinflusste der Studie zufolge auch die Aktivität von Genen, die normalerweise einem Tag-Nacht-Rhythmus unterliegen. Das sind zum Beispiel Gene, die den Stoffwechsel steuern.